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- (Di., 15. Mai 07) Babypause
Am 1. Mai kam unsere kleine Julia Larina auf die Welt. Wir sind überglücklich!!! Wir werden eine längere Klangstreichpause einlegen...
- (Mo., 07. Aug. 06) Rom - Kulturpreis des Kanton St. Gallen
Mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge sind wir wieder in die Schweiz zurückgekommen. Wir konnten von Mai bis Juli drei fantastische Monate in Rom verbringen. Eine wunderbare Gelegenheit!
- (Fr., 28. Juli 06) 5. Rom-Bericht
Einmal wenigstens wollen wir auch über unsere Arbeit in Rom berichten. Nicht dass es aussieht, als wären wir auf Urlaub... Es ist zwar nicht so inspirierend über die Arbeit zu schreiben, aber eigentlich sind wir ja deswegen hier.
Also:
Grad mal vorweg müssen wir uns entschuldigen: Seit Anfang Juli arbeiteten wir nicht mehr so viel. Es wird immer heisser und heisser. Deswegen leben wir gerne nach dem römischen Rhythmus. Am wichtigsten ist die Siesta. Von 13 – 16 Uhr läuft sowohl bei uns als auch rundherum überhaupt nichts. Wir legen uns nach einem leichten Mittagessen hin und schlafen ein Ründchen. Dafür sind wir in der Nacht umso lebendiger. In unserm Quartier glaubt man noch nachts um drei es wäre so ungefähr neun Uhr abends.
Und wenn wir nicht gerade schlafen, üben oder proben wir oder erkunden Rom und die Umgebung der Stadt.
Wir sind in Rom in einigen Konzerten aufgetreten: In der Schweizer Botschaft an einem Empfang für ein Treffen von Diplomaten und Botschaftern, im Freien in einem Landhaus an der Via Appia Antica, im Kreuzgang von San Carlo alle Quattro Fontane (einer Kirche von Borromini, dem Tessiner Architekten), in der Turnhalle der Schweizer Schule und in der Kirche Sant Onofrio. Die Vorbereitung für diese Auftritte benötigte immer viel Zeit. Das Verpacken und das Ein- und Ausladen unserer Instrumente war immer ziemlich umständlich. Vom fünften Stock mit einem uralten und wackeligen Minilift hinunter, dann alles in ein kleines Auto stopfen und am andern Ort womöglich über unzählige Stufen wieder hinauftragen, auspacken und einrichten – und das bei Temperaturen, bei denen Martin der Schweiss schon im Ruhezustand in Strömen hinunterläuft.
Auf unseren Entdeckungstouren durch die Stadt haben wir nebst dem Fotoapparat immer ein Aufnahmegerät dabei. Mit offenen Augen und Ohren – und Mündern – wandern wir fast täglich durch die Ewige Stadt und füllen die Speicher unserer digitalen Begleiter.
Wir haben nun ungefähr fünf Stunden ungeordnete „Romgeräusche“ im Kasten und etwas mehr als 1500 Fotos.
Wöchentlich machen wir zu Erlebtem eine 10-15 minütige Improvisation, die wir direkt auf die Festplatte unseres Powerbooks bannen. Das macht (meistens) richtig Spass.
Im Ganzen haben wir ungefähr sieben bis acht Stunden Klang aufgenommen. Zu Hause hätten wir die Zeit und Musse nicht, so etwas ins Rollen zu bringen. Das ist ein Teil unseres Romprojektes: Wir machen Aufnahmen und mischen dann die Geräusche und Improvisationen von und über Rom zusammen. In der kommenden Zeit werden wir das Material ordnen und daraus eine CD machen. Eine wahrhaft richtige CD-Rom...
Zum andern wollten wir während dieser Zeit Kontakte knüpfen zu Musikern und Komponisten. Wir haben unzählige liebe Leute kennengelernt – mit den Musikern und Komponisten happerts leider ein wenig. So haben wir zum Beispiel zufällig einen russisch-österreichischen Komponisten getroffen, der als Stipendiant für ein Jahr in der Deutschen Akademie in Rom lebt – wir kannten ihn schon aus Salzburg, da er dort Musiktheorie unterrichtete; dann haben wir eine italienische Pianistin kennengelernt die auch komponiert und ein Stück für uns schreiben wird und auch einen Schweizer Komponisten, der als Stipendiant für ein Jahr im Schweizer Institut in Rom lebte.
Die Zeit in Rom ist für uns in jeder Hinsicht ein grossartiges Erlebnis. Für drei Monate gemeinsam in eine andere Welt eintauchen, gemeinsam Altes, Imposantes, Eindrückliches, Mühsames, Fremdes, Eigenartiges, Unauffälliges, Neues, Ungewohntes, Undsoweiteres zu sehen, kennenzulernen, zu erleben, zu verkraften, zu geniessen, zu verstehen, zu entdecken, zu lernen, zu probieren, zu undsoweitern...
Wir sind sehr dankbar dafür.
Arrivederci Roma!
- (Mi., 12. Juli 06) 4. Rom-Bericht
...Siestazeit
Das war einer unserer grossen Wünsche für unseren Aufenthalt in Rom, der in Erfüllung gegangen ist: Italien ist Weltmeister geworden! Das war – und ist noch immer – ein ganz besonderes Erlebnis!!!
Wir haben uns natürlich – wie alle um uns herum – pünktlich um acht vor einem Fernsehbildschirm eingefunden und in unserem Quartier mit lauter Italienern der „partita“ beigewohnt - vor einer Quartier-Bar unter freiem Himmel. In den vorderen Reihen sassen die, die sich schon lange vorher einen Sitzplatz ergattert haben. In den hinteren Reihen musste man stehen. Wir überliessen die Sitzplätze den wirklichen Herzblutfussballern und begnügten uns mit Stehplätzen in den hinteren Reihen. Leider interessieren sich erstaunlicherweise doch nicht alle Italiener gleichermassen für den „calcio“ und so mussten wir ständig wieder Autos, die in der schmalen Strasse hinter uns vorbeifahren wollten, ausweichen. Also: volle Konzentration nach vorne in den Bildschirm und nach hinten für die vorbeifahrenden Nichtfussballer. Bald vergassen wir die Autos – und dass wir eigentlich Schweizer sind – und wurden richtig in das Spiel hineingezogen. Auch wir kommentierten das Spiel, verwarfen die Arme, jubelten, waren enttäuscht...
Als sich das Spiel – das eigentlich keines mehr war, sondern schon fast Ernst wurde, da jeder von uns ganz und gar „mit-tschutete“ – dem Ende zu neigte, machten wir uns gefasst, dass wir wohl besser bald die Flucht ergreifen. Die Menge vor uns bewegte sich schon vorher immer wieder unkontrolliert nach hinten. – Und tatsächlich: Italien gewinnt und die Fangemeinde kann sich nicht mehr halten! Alle rennen wie verrückt umher, umarmen sich, springen einander auf den Rücken, rütteln an irgendwelchen unbeteiligten Strassenschildern, um ihrer ungebändigten Freude irgendwie Luft zu machen – und wir bringen uns in Sicherheit. Fast gleichzeitig steigt in unserer Nähe eine Rakete nach der anderen auf. Jubel überall!
Auf den Strassen ist es noch ruhig. Wir wissen aber schon aus früheren Spielen, was dort gleich passieren wird... Und schon geht’s los: Ein Auto, ein zweites und im Nu ist die ganze Strasse voll. Hupend, fahnenschwingend, johlend, singend, zu zweit, zu dritt oder zu zehnt sitzen sie in den Autos, zum Teil sogar im offenen Kofferraum oder stehend auf der Ladefläche eines Lieferautos, aus dem Fenster lehnend,... und fahren ihrer Freude erlegen in der ganzen Stadt herum.
Wir nehmen die Gelegenheit war, unseren Hunger nach dieser ganzen Aufregung in einer noch fast leeren Pizzeria zu stillen. Nachdem wir uns gestärkt haben machen wir uns auf den Weg in die Stadt. So etwas haben wir noch nie erlebt! ÜBERALL Menschen, Autos, Fahnen... – Wir sind in Italien, das ist nicht zu übersehen! Viele Strassen und Plätze sind für Autos gesperrt bzw. einfach nicht mehr passierbar. Wir gehen auf der Strasse vom Kolosseum zur Piazza Venezia und geniessen es im Freuden-Strom mitzuschwimmen. Auf dem Kapitol ist es etwas ruhiger. Der fast volle Mond steht seelenruhig über den Ruinen. Dafür geht auf der Piazza Venezia alles drunter und drüber. Die Leute steigen in die Brunnen – was unter normalen Bedingungen verboten wäre – und begiessen die Vorbeigehenden kübelweise mit Wasser. Einige klettern auf die Statuen – zum Teil leicht oder gar nicht bekleidet. Fussbälle werden in der Menge hin- und hergeworfen,... Und wir sind mittendrin und freuen uns mit: Abbiamo vinto! Siamo campione del mondo!
Müde und glücklich machen wir uns gegen drei Uhr auf den Heimweg. Alle anderen machen den Anschein, als müssten sie überhaupt nie mehr schlafen gehen. Trotz endlosem Hupkonzert schlafen wir ein. Am Morgen ist alles still. Es ist doch Montag?... Offenbar müssen einige heute nicht zur Arbeit...
Den ganzen Tag sehen wir mit Fahnen behängte Menschen, Häuser und Autos. Immer wieder fahren hupende Autos mit johlenden Insassen vorbei.
Gestern, zwei Tage nach dem grossen Ereignis, haben wir uns mit Freunden in die frische Albanerbergluft zurückgezogen. Auf der Fahrt nach Castel Gandolfo kommt uns ein einsamer Vespa-Fahrer entgegen. Um seine Schultern trägt er eine Italienfahne. Ununterbrochen hupend fährt er die kurvige Strasse zum Lago Albano hinunter. Es sollen schliesslich auch die Hasen und Füchse erfahren: Abbiamo vinto!!!
- (So., 09. Juli 06) 3. Rom-Bericht
Abbiamo vinto
!!!!!!!!!!!!
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